Eine Mutter installiert ein Babyphone im Zimmer ihres Sohnes, um ihn im Auge zu behalten, nachdem sie bemerkt, dass er ständig müde und unruhig ist – nur um eine plötzliche Bewegung zu entdecken, die ihr einen Schauer über den Rücken jagt…
„Keine Sorge, Schatz. Alles wird gut. Mama ist hier“, flüsterte Alicia, während sie ihren Sohn Edduin in den Armen hielt. Der Junge war mitten in der Nacht aufgewacht und weinte unaufhörlich.
Nach einer Weile musste Alicia all ihre Unterlagen und ihren Laptop vom Sofa auf den Couchtisch räumen, um sich mit Edduin aufs Sofa zu setzen und ihm ein Schlaflied vorzusingen. Zunächst schien das nicht zu helfen, aber nach etwa zehn Minuten beruhigte sich Edduin schließlich, und Alicia atmete erleichtert auf.
Vorsichtig legte sie ihn zurück in sein Bettchen, küsste ihn auf die Stirn, schloss leise die Tür, um ihn nicht zu wecken, und kehrte an ihre Arbeit zurück.
„Wie soll ich das alles nur schaffen? Ich wünschte, du wärst hier, John! Ich vermisse dich!“ dachte Alicia, während sie in die Küche ging, um sich eine Tasse Kaffee zu holen.
Fast ein Jahr zuvor…
Als die Ärzte Alicia Silvers und ihrem Mann John mitteilten, dass sie keine Kinder bekommen könnten, beschlossen sie, die Welt zu bereisen: Vorstellungen im Sydney Opera House, ruhige Strände in Honolulu, Buffets in Las Vegas und majestätische Fjorde in Bergen.
Sie planten gerade eine Reise auf die Bahamas, als Alicia plötzlich entdeckte, dass sie schwanger war. Sie und John waren überglücklich und kehrten in ihre Heimatstadt Fayetteville, North Carolina, zurück, um den Moment mit engen Freunden und Nachbarn zu feiern.
Alicia und John waren beide Waisen und in Pflegefamilien aufgewachsen. Alicia war Hausfrau, während John als Geschäftsführer eines Unternehmens arbeitete, das Teile für Haushaltsgeräte herstellte.
Sie führten eine glückliche Ehe – mit einem wunderschönen Zuhause in einer angenehmen Nachbarschaft und dem gemeinsamen Traum, Eltern zu werden. Doch dieses Glück hielt nicht lange an. Eines schicksalhaften Abends brach Alicias Welt zusammen.
„Hallo? Spreche ich mit Alicia Silvers?“
„Ja? Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Hier spricht Officer Duncan, Ma’am. Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Mann bei einem tragischen Autounfall auf dem Farm Road Highway ums Leben gekommen ist. Wir haben Ihre Nummer in seinem Telefon gefunden. Bitte kommen Sie so schnell wie möglich zur Identifizierung der Leiche.“
Alicia konnte nicht glauben, was sie hörte! An diesem Morgen hatte John ihr gesagt, dass er geschäftlich verreisen müsse. Sie hatte ihn nicht gehen lassen wollen und ihm gesagt, dass sie ein ungutes Gefühl hatte. Doch er hatte sie überzeugt, dass sie überreagierte und alles in Ordnung sein würde.
Alicia war damals im siebten Monat schwanger. Als John darauf bestand, zu seinem Treffen zu fahren, hatte sie schließlich nachgegeben und ihn mit einem Kuss verabschiedet. Er hatte versprochen, bald zurückzukommen. Doch als sie die schreckliche Nachricht erhielt, konnte sie den Schock nicht ertragen und bekam vorzeitig Wehen.
Zum Glück rief sie sofort ihre Nachbarin, Mrs. Hall, an, die den Notruf verständigte. Alicia wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht, wo sie einen kleinen Jungen zur Welt brachte. Doch da er zu früh geboren wurde, musste er eine Weile auf der Neugeborenen-Intensivstation bleiben.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus übernahm Alicia die Firma ihres verstorbenen Mannes und begann zu arbeiten, um ihren Sohn zu versorgen. Dank ihres MBA-Studiums fiel es ihr nicht schwer, sich in die Unternehmensführung einzuarbeiten. Doch die eigentliche Herausforderung war ihr neugeborenes Kind, das rund um die Uhr ihre Aufmerksamkeit brauchte.
Johns Sekretärin Madison unterstützte sie sehr und schlug ihr vor, von zu Hause aus zu arbeiten. Sie half Alicia, ein Heimbüro einzurichten, damit sie sich gleichzeitig um Edduin kümmern konnte.
Ja, Alicia hätte eine Nanny einstellen können, aber sie wollte ihr Baby selbst großziehen. Also organisierte sie ihren Alltag so, dass sie arbeiten und sich um Edduin kümmern konnte.
Ein Jahr später…
Eines Nachts, als Alicia sich eine Tasse Kaffee holte und ihre Unterlagen ordnete, um die letzten Berichte des Tages zu überprüfen, schlief sie vor Erschöpfung auf dem Sofa ein.
Plötzlich wurde sie um acht Uhr morgens durch Edduins lautes Weinen geweckt. Erschrocken sprang sie auf, eilte zu ihm und fand ihn mit Tränen in den Augen vor.
„Was ist los, Schatz? Hast du Hunger?“ fragte sie besorgt und wiegte ihn sanft in ihren Armen.
Es war bereits das zweite Mal in dieser Woche, dass Edduin mitten in der Nacht unruhig wurde und weinte. Alicia suchte in seinem Bettchen nach etwas, das ihn vielleicht störte, konnte aber nichts finden. Schließlich beschloss sie, erst einmal abzuwarten.
Nach einigen Tagen hörte das Weinen auf, doch Edduin wirkte ständig müde. Er gähnte häufig, rieb sich das Gesicht und schien das Interesse an seinen Lieblingsspielzeugen zu verlieren.
Besorgt rief Alicia den Kinderarzt an.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Silvers. Babys haben oft Phasen dieser Art“, beruhigte der Arzt sie.
Doch selbst nach einer Woche änderte sich nichts. Edduin wurde immer erschöpfter.
Das Geheimnis von Edduins Zimmer
Eines Nachmittags wollte Alicia nach ihm sehen, nachdem er eingeschlafen war, und hörte plötzlich ein seltsames Geräusch aus seinem Zimmer. Es klang, als würde er kichern – aber da war noch ein anderes Geräusch.
Verwirrt riss sie die Tür auf – doch das Zimmer war leer. Edduin schaute sie aus seinem Bettchen an, als wäre nichts geschehen.
Alicia durchsuchte das Badezimmer, den Schrank und sogar unter dem Bett, aber sie fand niemanden.
Da die merkwürdigen Geräusche weiterhin auftraten, entschied sie sich, eine WLAN-Babycam zu installieren.
Sie beobachtete das Live-Video aufmerksam. Zunächst schien alles in Ordnung. Doch nach etwa zehn Minuten bemerkte sie eine plötzliche Bewegung – und Edduin begann zu lächeln.
Mit einem Schlag raste ihr Herz. Hatte sich jemand in das Zimmer geschlichen?
Alicia rannte panisch ins Kinderzimmer und riss die Tür auf. Ihr ganzer Körper zitterte vor Angst – doch dann fiel ihr ein Stein vom Herzen.
Vor Edduins Bettchen stand ein kleiner, struppiger Hund. Er sah dünn und erschöpft aus, machte kaum hörbare Geräusche und versteckte sich sofort hinter dem Bettchen, als Alicia eintrat.
In diesem Moment verstand sie, was passiert war.
Alicia und John hatten früher einen Hund namens Doblo. Nach seinem Tod war sein ehemaliges Spielzimmer in Edduins Kinderzimmer umgewandelt worden. In all den turbulenten Monaten hatte Alicia völlig vergessen, die Hundeklappe zu verschließen.
So hatte sich der kleine Hund ins Zimmer geschlichen – und mit Edduin gespielt, anstatt ihn schlafen zu lassen.
Alicia hatte Mitleid mit dem armen Tier und entschied sich, es zu adoptieren. Sie nannte ihn Casper.
Dank des kleinen Casper ist Edduin jetzt viel glücklicher. Er schläft endlich durch – und wenn er wach ist, hat er einen besten Freund an seiner Seite.